Die Schopenhauer-Kur (Irvin D. Yalom) – Book Summary

Schopenhauer-Kur

Das Buch in 4 Sätzen

Julius ist ein erfahrener 65-jähriger Psychotherapeut, der erfährt, dass er todkrank ist und nur noch wenige Monate zu leben hat. Daraufhin stellt er sich die Frage, ob seine Arbeit bedeutungsvoll war und sucht seinen früheren Patienten Philipp auf, bei dem er damals versagt hat, um von ihm zu erfahren, wie es ihm jetzt geht. Philip, der noch immer so arrogant und selbstbezogen ist wie eh und je,  ist nun selber Therapeut und behauptet, geheilt zu sein – und zwar durch Schopenhauers Philosophie. Aufgrund eines Deals erklärt sich Julius bereit, Philip zu supervisieren, wenn er Teil der Gruppentherapie wird.

Wie mich das Buch verändert hat

Die Schopenhauer-Kur ist ein Roman übers Leben und Sterben, sowie die Suche nach dem Sinn des Lebens. Beim Lesen habe ich einmal mehr gemerkt, dass wir mit unseren Sorgen, wegen denen wir uns oft einsam und abgeschnitten fühlen, nicht alleine sind.

Tony ist der einzige Arbeiter unter Akademiker*Innen in Julius Gruppentherapie-Gruppe. Er kommt sich dumm und im Vergleich zu den anderen minderwertig vor. Rebecca merkt, dass sie ihren Selbstwert von ihrem Äußeren abhängig gemacht hat. Pam hat zwei Seiten: die liebevolle, mütterliche und die wütende, kämpfende, besessene, die sich unverstanden fühlt. Gill hat Eheprobleme und Stuart wurde unfreiwillig Teil der Gruppe, da seine Frau ihm ansonsten mit der Trennung drohte. Bonnie war einsam. Philip, der sich einen dicken Mantel an Schutz- und Überlebensstrategien zugelegt hat, die ihm einige Zeit lang durchaus nützlich waren, die es aber auch wieder abzulegen gilt, wenn sie nicht mehr unbedingt notwendig sind. Und Julius, der sich in seinen verbliebenen Monaten auf dieser Welt fragt, ob er irgendetwas von Wert zurücklässt. 

Die Dynamik in einer Therapiegruppe ist wie ein kleines echtes Leben, wie ein Probedurchlauf dafür. Es klingt mehr als spannend, als Therapeut*In eine ganze Gruppe zu betreuen und ihnen dadurch Einsichten zu ermöglichen, die in einer Einzeltherapie in der Form gar nicht möglich wären. Gleichzeitig ist es aber auch etwas beängstigend, so eine Verantwortung nicht nur einer Person gegenüber, sondern einer ganzen Gruppe gleichzeitig gegenüber zu tragen.

Meine Lieblingszitate

Es stimmte, dass er nie richtig den Moment ausgekostet, nie die Gegenwart genossen, sich nie gesagt hatte: »Das ist es, dieser Zeitpunkt, dieser Tag – das ist es, was ich will! Dies sind die guten alten Zeiten, genau jetzt. Lass mich in diesem Augenblick verharren, lass mich auf ewig in diesem Ort wurzeln.« Nein, er hatte stets geglaubt, das saftigste Fleisch des Lebens noch nicht gefunden zu haben, und es hatte ihn immer nach der Zukunft gelüstet – nach den Jahren, in denen er älter, klüger, größer, mächtiger wäre. Und dann kam der Umbruch, die Zeit der großen Umkehr, die plötzliche und alles umwälzende Entidealisierung der Zukunft und der Beginn der schmerzlichen Sehnsucht nach dem, was früher gewesen war.

Mein Lehrer sagte einmal, keiner wird jemals von einem anderen gestört. Es ist immer man selbst, der die eigene Ruhe stört.

Große Leiden (machen) alle kleineren gänzlich unfühlbar . . . und umgekehrt, bei Abwesenheit großer Leiden (quälen und verstimmen uns) selbst die kleinsten Unannehmlichkeiten.

A. Schopenhauer

Wenn ein Ende in Sicht ist, treten wir auf die Bremse. Als Leser durchfliegen wir die tausend Seiten der Brüder Karamasow, bis nur noch ein Dutzend übrig sind, dann verringern wir plötzlich das Tempo, genießen jeden Abschnitt gemächlich, saugen den Nektar aus jedem Satz, jedem Wort.

Wir sollten das Leben so führen, dass wir ja sagen würden, wenn man uns anbieten würde, es auf genau dieselbe Weise immer wieder zu leben.

F. Nietzsche / Also sprach Zarathustra

Wer sollte es lesen?

Dieser Roman ist für alle, die sich für Psychologie, Psychotherapie-Pädagogik, Gruppentherapie und Philosophie interessieren. Und für alle, die einfach nur einen guten Roman lesen wollen.

You might also like

Leave a Reply